GifHelp | Kids Perspektiven schenken
Psychosoziale Betreuungsangebote fördern die Integration
„Kern des Projekts war es, den geflüchteten Kindern und Jugendlichen einen sicheren Ort zu geben, der ihnen attraktive Beschäftigungsmöglichkeiten bietet“, sagt Eckart Schulte, der das Projekt in Gifhorn leitete.
Insgesamt bestand es aus drei wesentlichen Bausteinen:
- eine sichere Umgebung für die förderliche Entwicklung junger Menschen,
- mit einer psychosozialen Betreuung soll Minderjährigen die Möglichkeit gegeben werden, im Landkreis überhaupt gedanklich anzukommen und
- einem umfassenden Angebot gezielter Kinderbetreuungs-Maßnahmen, damit Erziehungsberechtigten Freiräume geschaffen werden, damit sie sich um ihre eigenen Belange kümmern können.
Im August 2024 waren die verfügbaren Mittel aufgebraucht und das Projekt wurde beendet. Es wirkt aber in zahlreicher Einzelmaßnahmen, die durch andere Träger übernommen wurden, fort.
Erfahren Sie hier von unseren zahlreichen Aktivitäten und Veranstaltungen:
Sommertour ins Mehrgenerationenhaus
Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann informierte sich über soziale Projekte
Familienpolitik allgemein, das Mehrgenerationenhaus Gifhorn und das mögliche Ende für das Betreuungsangebot „GifHelp“ für geflüchtete Kinder und Jugendliche im Landkreis Gifhorn standen im Mittelpunkt der Gespräche, die CDU-Bundestagsabgeordnete Ingrid Pahlmann am Montag, 12. August, im Mehrgenerationenhaus Gifhorn führte. MGH-Leiter Eckart Schulte und Carola Hahne, Geschäftsführerin der Venito gGmbH der Dachstiftung Diakonie, begrüßten die Politikerin und ihren Mitarbeiter Frederik Meyer, die im Rahmen ihrer Sommertour Station im Georgshof in Gifhorn machten. Mit dabei waren auch Werner Trägner von der Projektleitung GifHelp sowie die künftige Leiterin des Mehrgenerationenhauses, Edith Jensch, und Britta Schrader vom Freiwilligenzentrum Gifhorn.
„Ich freue mich immer, wenn ich bei solchen Terminen mit den handelnden Personen in direkten Kontakt komme und unmittelbar erfahre, wo der Schuh drückt“, beschrieb Ingrid Pahlmann ihre Intention für den Besuch. Von „drückenden Schuhen“ konnten Eckart Schulte und Carola Hahne Details mitteilen. Ein großes Problem sei, dass die Betreuung geflüchteter Kinder insbesondere in den Gemeinschaftsunterkünften Ehra-Lessien und im Clausmoorhof künftig nicht mehr gesichert sei.
„Allein in Ehra werden nachmittags durchschnittlich 25 Kinder betreut, im Clausmoorhof sind es nicht wesentlich weniger“, beschrieb Schulte die Situation. Die Spendenmittel in Höhe von einer Million Euro, die durch die Volksbank BraWo Stiftung und die Stiftung „RTL – Wir helfen Kindern“ bereitgestellt und durch den Landkreis um 100.000 Euro sowie die Dachstiftung Diakonie um 50.000 Euro aufgestockt wurden, seien nun aufgebraucht. Diese Mittel haben das Projekt „GifHelp“ erst möglich gemacht. Aktuell suchten alle Beteiligten nach einer Lösung, um die Kinderbetreuung zumindest im Minimalbetrieb fortzusetzen. „Aus unserer Sicht sind mindestens je Einrichtung zwei Halbtagskräfte erforderlich, damit auch die notwendige fachliche Begleitung gesichert ist“, betont Schulte. Ingrid Pahlmann machte deutlich, dass dies tatsächlich in der Verantwortung des Landkreises liege – das Angebot aber definitiv sinnvoll sei. „Wenn wir nicht frühzeitig bei den Kindern mit der pädagogischen Arbeit beginnen, holt uns das später ein – und dann wird es in der Regel teuer.“
Mit großer Freude hörte sie die Berichte über die Auslastung und die Angebote des Mehrgenerationenhauses. Hier sei es sinnvoll, durch Kooperationen mit anderen Vereinen und Organisationen die Auslastung noch zu erhöhen und so die Kosten zu senken. „Die Zuschüsse sind freiwillige Leistungen der Kommunen und die werden angesichts knapper öffentlicher Kassen zwangsläufig zurückgehen.“ Da wäre es gut, wenn sich kleinere Einrichtungen und Gruppierungen dem Mehrgenerationenhaus anschließen würden. „Hier sind tolle Räume und die sollten von möglichst Vielen genutzt werden.“
Foto: Ingetraut Steffenhagen / von links: Edith Jensch, Eckart Schulte, Ingrid Pahlmann, Dr. Werner Trägner, Carola Hahne, Britta Schrader
Vorstandsvorsitzender des Diakonischen Werkes in Niedersachsen Joachim Lenke in Ehra-Lessin
Das Kinderflüchtlingsprojekt "GifHelp - Kids Perspektiven schenken" hat der Vorstandsvorsitzende des Diakonischen Werkes in Niedersachsen, Joachim Lenke, am 21. Juni 2024 besucht. In der Flüchtlingsunterkunft in Ehra-Lessien zeigten ihm Projektmitarbeitende an diesem Freitag die Räume auf dem ehemaligen Truppenübungsplatz, während hier über 30 Kinder spielten, tobten und lernten.
Das 1-Millionen-Euro-Projekt, das sich über den gesamten Landkreis erstreckt, kam durch eine Spende der Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V. und die langjährige Kooperation mit der Volksbank-BraWo-Stiftung in den Landkreis und wurde durch die Dachstiftung Diakonie (DD) und den Landkreis um insgesamt 150.000 Euro aufgestockt. Nach zwei Jahren ist das Geld aufgebraucht und Verträge mit den Mitarbeitenden laufen aus, die unter anderem in Ehra-Lessien zeitweise über 50 Kinder und Jugendliche im Ganztagsbetrieb ein wenig unbeschwerte Normalität erleben ließen. Ziel des Projektes ist es, den Kindern einen sicheren Raum zu geben, an dem sie wieder Kind sein können. Die Dachstiftung will das Projekt mit Hilfe einer ihrer Stiftungen an wenigen Standorten auf kleinerer Flamme bis Jahresende noch aufrechterhalten.
Projekt-Mitarbeiterin Julieta Marques zeigte die Räume, einen Spielraum für die Kinder, einen Jugendbereich mit Tischtennis und Kicker sowie einen Extraraum für die Mädchenarbeit. Zeitweise konnte die ehemalige Kantine für Bogenschießen unter notwendiger Anleitung eines Erlebnispädagogen der Venito, der Diakonischen Gesellschaft für Kinder, Jugendliche und Familien der DD, genutzt werden, wie sie berichtete. Jetzt wird wieder draußen geübt. Hier steht auch ein Fuhrpark aus Fahrrädern und Rutschfahrzeugen für Kinder jeden Alters zur Verfügung.
Der Projektleiter Dr. Werner Trägner berichtete, dass das Projekt durch die Ukraine-Geflüchteten gestartet ist, aber von Anfang an für alle Nationen offen stand. Mit der Venito habe man einen fachlichen Kooperationspartner gefunden. Die Mitarbeitenden „sind ihrer Aufgabe gut gewachsen“ lobt Trägner; die Fachlichkeit durch die Venito sei hier hilfreich, zum Beispiel im Umgang mit den traumatisierten Kindern.
Der Landkreis sei auch mit Sozialarbeitenden auf dem Gelände vertreten und man ergänze sich gut, so Trägner. Die meisten Geflüchteten bleiben sechs bis neun Monate, manche auch ein bis zwei Jahre hier. Von den fünf Flüchtlingsunterkünften im Landkreis ist dies die größte und die meisten Menschen kommen inzwischen aus Syrien, der Türkei, Afghanistan und Ghana. Die Menschen aus der Ukraine seien ab November 2022 dezentral untergekommen, auch außerhalb des Landkreises. Hans-Peter Daub, theologischer Vorstand der Dachstiftung, wies darauf hin, dass die Freizügigkeit für Ukraine-Geflüchtete hier nützlich war. Viele anerkannte Geflüchtete drängen in die Ballungsgebiete.
„Man sollte die Menschen als Chance begreifen“, so Lenke. Der ehemalige Superintendent aus Wolfsburg erinnerte daran, wie die italienische Community und die Stadt Wolfsburg einst gemeinsam für die Integration der italienischen Gastarbeiter in der VW-Stadt sorgten. Eine solche Allianz für die geflüchteten Menschen sei auch im Landkreis wünschenswert, um die notwendige Integration gelingen zu lassen. „Schön, dass ihr als Dachstiftung das vorerst versucht aufrechtzuerhalten“ meinte Lenke anerkennend zum Abschluss zur Zukunft des Projektes.
Ostern und Zuckerfest in den Gemeinschaftsunterkünften
Eine tolle Überraschung: Die Kids in Ehra-Lessien, Clausmoorhof und Kästorf freuten sich an verschiedenen Events zu Ostern über insgesamt 120 Geschenktüten des Arbeitskreises Religiöse Bildung der Venito Diakonische Gesellschaft für Kinder, Jugendliche und Familien gGmbH.
Außerdem gab es im Clausmoorhof eine gemeinsame Feier zum Fastenbrechen: Mitarbeiter:innen des GifHelp-Teams haben am Ende des Fastenmonats Ramadan zusammen mit den Bewohner:innen ein Zuckerfest mit Mitbring-Buffet organisiert. Für die Kinder gab es kleine Aufmerksamkeiten, die für große Freude sorgten.
Das Projekt-Team
Steuerungsgruppe nimmt Arbeit auf
Im August 2022 nahm eine Steuerungsgruppe aus Vertretern der am Projekt GifHelp beteiligten Einrichtungen und Organisationen ihre Arbeit auf.
Die Steuerungsgruppe von GifHelp (v.l.n.r.): Josefin zum Felde (Stabsstelle Integration beim Landkreis Gifhorn), Claudia Klement (Kinderschutzbund Gifhorn), Janine Waeke (Venito), Marianka von Magnis (Venito Freiwilligenzenrum), Monika Schmidt (EngagementZentrum), Dr. Werner Trägner, Tobi Dyga und Eckart Schulte (Venito), Waldemar Sternol (Caritas Gifhorn). Auf dem Bild fehlen: Thoms Fast (Volksbank BraWo Siftung), Marcus Sauerbrei (Landkreis Gifhorn), Tobias Zemke und Jil Tischel-von der Heyde (Venito)
Spendenscheck für GifHelp
Freude und Zuversicht bei der Übergabe des Spendenschecks (v.l.n.r.): Eckart Schulte (Venito), Monika Schmidt (EngagementZentrum), Thomas Fast (Vorstandsvorsitzender der Volksbank BraWo Stiftung), Dr. Jens Rannenberg (Vorstandsmitglied der Dachstiftung Diakonie), Janine Wäke (Venito) und Tobias Heilmann (Landrat)
Wir schauen zurück ins Jahr 2022: Im Februar begann der Krieg in der Ukraine. Menschen, darunter auch viele Kinder und Jugendliche, mussten aus ihrem Land fliehen. Auch in den Einrichtungen der Dachstiftung Diakonie machte man sich bereit dafür, die Menschen, die zu uns kommen würden, aufzunehmen und ihnen schnelle Hilfe zu geben: Mit den Schicksalen der geflüchteten Kinder im Blick konnte schnell in der Flüchtlingsunterkunft in Ehra-Lessien ein Betreuungsangebot geschaffen werden. Denn neben den persönlichen Verlusten und der Unsicherheit in einer fremden Umgebung, sollten die Kinder wieder Kind sein dürfen.
Dank einer großzügigen Förderung der Volksbank BraWo-Stiftung mit dem Kindernetzwerk „United Kids Foundation“ und der Stiftung RTL – Wir helfen Kindern e.V. konnte die Betreuung ausgebaut und das Projekt GifHelp ins Leben gerufen werden.
Startschuss für das Projekt war die Übergabe eines Spendenschecks von mehr als 1 Million Euro im Juli 2022. Dieser Betrag wurde durch den Landkreis Gifhorn um weitere 100.000 Euro und durch die Dachstiftung Diakonie um 50.000 Euro aufgestockt.