„Wann ist unendlich vorbei?“ – Wenn Kinder große Fragen stellen!
Kinder erschließen sich die sie umgebende Welt. Sie beobachten und ahmen nach, kommunizieren, stellen Fragen. Sie konstruieren sich – ausgehend von dem, was sie erleben – ein Bild von sich, von anderen und ihrem Umfeld. Ihre Einsichten entwickeln sie durch neue Erfahrungen kontinuierlich weiter. Interessant sind dabei grundsätzlich alle Lebensbereiche, auch Religiöses und den Tod. Schüler*innen der FSP 19B
In ihren Selbstbildungsprozessen stellen Kinder durchaus Fragen, die den religiösen Bereich berühren: „Wo war ich, bevor ich in Mamas Bauch war?“, „Wann ist unendlich vorbei?“, „Wozu sind Schmerzen da?“ Und auch diese Frage gehört dazu: „Wo gehen Menschen hin, wenn sie gestorben sind?“ Mit ihr haben sich Schüler*innen der Klasse FSP 19B im Religionsunterricht auseinandergesetzt und anschließend Projekte dazu entwickelt, wie man mit Kindern über den Tod nachdenken und Kinder in Trauerprozessen begleiten kann.
Die Projekte: Bilderbücher, ein Memo, eine Trauerbox, ein Koffer und vieles mehr
Bedstefar ist ein wundervoller Begleiter und Freund!
„Was mache ich nur ohne Bedstefar?“ – Bedstefar, das ist oder besser war der Opa vom kleinen Finn. Aber nicht nur das. Für Finn war er auch „ein wundervoller Begleiter und Freund“, wie seine Erfinderin Antje K. zu berichten weiß: „Finn stellt fest, wie wichtig es ist, sich zu erinnern. Vielleicht kann das Buch auch dir helfen, nicht mehr so traurig zu sein. Versuche, dich zu erinnern.“. Als Bedstefar stirbt, bleibt Finn traurig und ratlos zurück. Doch bald beginnt er, seinen jungen Leser*innen seinen Bedstefar zu beschreiben, als jemanden, mit dem man die „lustigsten Witze der Welt“ erzählen und „die leckersten Burger“ grillen konnte. Und abends „vor dem Schlafengehen gab’s die spannendsten Abenteuergeschichten“ überhaupt.
Serena B. und Mareen S. haben ebenfalls ein Kinderbuch gestaltet – mit Wasserfarben. „Wie im Himmel so auf Erden“ lautet der Titel. „Für die Geschichte wurden Tiere ausgewählt, da viele Kinder möglicherweise schon Erfahrungen damit gemacht haben, dass ein Haustier gestorben ist“, sagt die Autorin Mareen. Serena ergänzt: „Die Kinder können ihre Fragen stellen und ihre Erfahrungen mit anderen Kindern teilen – unabhängig von ihrer Religion.“
Ein drittes Buch, Julia T. Bildergeschichte, wurde aus Fingerabdrücken zusammengesetzt. Sie handelt davon, wie die Tiere eines Waldes Abschied nehmen. Ihre Freundin die Eule ist gestorben.
Inspiriert durch ein Sachbuch haben E.manuela F. und Francesca di F. ein Wissens-Spiel für Drei- bis Sechsjährige entwickelt, eine Art Memory. „Es sollte ein leichtes Spiel sein, was keine großen Erklärungen braucht und vielen Kindern bekannt ist“, sagt Emanuela. Francesca erläutert: „Wenn ein Pärchen gefunden ist, kommt man mit den Kindern darüber ins Gespräch.“
Mit Kindergartenkindern auf den Friedhof? Ist das gut?
Ob es sich anbietet, bereits mit Kindergartenkindern einen Friedhof zu besuchen? Ja! – Davon ist Natalie B. überzeugt. Aber: Die Kinder sollten gut darauf eingestimmt werden. Daher hat sie einen Leitfaden erarbeitet, der pädagogische Fachkräfte darin unterstützt, einen solchen Besuch zu planen, mit Kindern gemeinsam vorzubereiten und umzusetzen.
Ihre positiven Erfahrungen in der Begleitung eines trauernden Kindes hat Patty B. veranlasst, eine Trauerbox zu entwickeln: „Die Idee dieser Box ist es, Menschen, egal welchen Alters, eine künstlerische Auseinandersetzung mit der eigenen Jenseitsvorstellung zu ermöglichen. Durch die künstlerische Auseinandersetzung mit einem Thema verknüpft das Kind seine Gefühle mit Bildhaftem.“
„Kinder drücken ihre Trauer weniger in Sprache aus“, sagt Peggy L.. Sie, Katharina R. und Celina K. entwickelten daher einen besonderen Koffer. „Mit unserem Trauerreisekoffer wollen wir dazu beitragen, dass Kinder in altersgemäßer Art und Weise trauern können und von uns Fachkräften in ihrer Weise des Trauerns unterstützt werden“, erläutert Celina K.. „Meine Trauerkiste möchte ich mit Dingen füllen, die möglichen Gefühlen ein Gesicht geben können und zum Reden einladen, gerade, wenn es sonst wenig Raum dafür gibt.“, so Katharina R..
Orientierung am kindlichen Trauerprozess und Offenheit
Nadine B.: „Wenn Kinder sich nicht trauen zu sprechen, kann die Handpuppe eine Unterstützung sein.“ |
Eine empathische, an der Individualität kindlicher Trauerprozesse orientierte Begleitung lag vielen Schüler*innen am Herzen, die sich über Trauerkoffer und -kisten Gedanken gemacht haben. Und Offenheit für ganz verschiedene religiöse und weltanschauliche Hintergründe. Bilderbücher gehören für Jasmin K. ebenso dazu wie eine Kerze, „um trauernden Kindern zu zeigen, dass es auch Licht in der Dunkelheit gibt“.„Ein Kissen dient zum Ankuscheln oder einfach zum Reinboxen, um Gefühle wie Trauer oder Wut auszudrücken“, sagt Rosa G.. Ihre Mitschülerin Julia G. ergänzt: „Eine Decke ist dafür da, damit das Kind eine angenehme Atmosphäre verspürt.“
Wichtig war den Schüler*innen dabei auch, gut auf einen möglichen Todesfall im Umfeld einer Kita vorbereitet zu sein. Denn, „gerade wenn es um den Tod geht, was ein sehr sensibles Thema ist, sollte man sich vorher gut überlegen, was man sagt und tut“ erklärt Julian S..