Logopädie: ist Beruf gleich Berufung?
Logo 17 berichtet über die spannende Auseinandersetzung im Soziologieunterricht zum Thema ist Beruf gleich Berufung?
„Staatlich anerkannte Logopädin“ – die Berufsbezeichnung, die wir, Klasse Logo 17, nun schon seit 1,5 Jahren anstreben. Den Beruf der Logopädin haben wir für uns ausgesucht und wir lernen während unserer dreijährigen Ausbildung jeden Tag ein Stück mehr aus dem großen Feld der Logopädie kennen.
Aber ist dieser Beruf auch unsere Berufung? Und was bedeuten diese beiden Begriffe überhaupt?
Mit diesen und anderen Fragen haben wir uns im Rahmen des Soziologieunterrichtes beschäftigt. Zu Beginn haben wir am Whiteboard erstmal gemeinsam überlegt und gesammelt, wie wir diese beiden Begriffe „Beruf“ und „Berufung“ definieren würden bzw. was wir mit diesen Begriffen verbinden.
Der Beruf ist für uns das, was man lernt oder gelernt hat. Man ist damit Experte in einem bestimmten Bereich und hat sich über Jahre des Lernens oder Studierens das Wissen für diesen Beruf angeeignet. Die dann erworbene Berufsbezeichnung, z.B. „staatlich anerkannte Logopädin“, ist eine Bezeichnung, mit der man einen Stand in der Gesellschaft einnimmt und mit der die Gesellschaft etwas anfangen kann – man kann mit seiner Berufsbezeichnung also einem bestimmten Bereich zugeordnet werden. Zudem können mit dem Beruf bestimmte Arbeitsfelder oder Tätigkeiten verbunden werden und vor allem sichert er durch regelmäßiges Einkommen unser Leben.
Die Berufung haben wir als das persönliche, innere Erleben definiert. Ein Zustand, bei dem tiefsinniger gedacht und sich persönlich verschiedene Fragen gestellt werden. Bin ich mit meinen Fähigkeiten, mit meinen Kompetenzen, die ich besitze, überhaupt für diesen Beruf geeignet? Was sind meine Stärken? Was meine Schwächen? Passen diese zu den Anforderungen, die mein Traumberuf mit sich bringt?
Für uns bedeutet der Begriff Berufung das Finden der Lebens- bzw. der Sinnaufgabe für sich selber. Womit kann ich mich identifizieren? Wofür bin ich gemacht? Was sind meine Ziele und was möchte ich erreichen? Kann ich in dem Beruf, den ich anstrebe, meine Ziele verfolgen und das erreichen, was ich mir vorstelle? Erfüllt mich der Beruf?
Während der Beruf also fast objektiv zu sein scheint, ist die Berufung etwas Subjektives – nämlich das eigene, persönliche Empfinden. Beide Begriffe scheinen so auf den ersten Blick also ganz unterschiedlich zu sein, aber dennoch stehen sie in einem Zusammenhang und beeinflussen sich gegenseitig.
Wir bekamen nach dieser langen Phase des Überlegens die Aufgabe, für uns persönlich aufzuschreiben, warum wir die Bezeichnung „Logopädin“ nicht nur als unseren zukünftigen Beruf, sondern auch als unsere Berufung sehen. Nach einiger Zeit des stillen, kreativen Arbeitens, kamen sieben Plakate zustande, die zwar alle völlig individuell gestaltet worden sind, sich inhaltlich aber in vielen Punkten ähnelten:
Für uns alle ist allein die Tatsache, dass wir einen sozialen Beruf erlernen, der uns täglich in Kontakt mit vielen, individuellen Menschen jeden Alters bringt und ein abwechslungsreiches Arbeiten verspricht, ein Faktor, der uns bei der Berufsauswahl geholfen hat. Zudem die Tatsache, dass wir mit unserem Beruf Menschen helfen und in vielen Fällen auch heilen können. Wir tragen dazu bei, die Lebensqualität von vielen, vielen Menschen aufrechtzuerhalten, zu verbessern oder wiederherzustellen. Ein Gedanke, der uns glücklich stimmen lässt, wenn der Erfolg oder Fortschritt in der Therapie nicht nur den Patienten erfüllt, sondern auch einen selbst als Therapeutin, die diesen Menschen für unterschiedlich lange Zeit begleitet hat und somit Teil seines Lebens war.
Wir Schülerinnen bringen alle Eigenschaften wie Empathie, Hilfsbereitschaft, Engagement, Flexibilität und Kreativität mit und zeigen vor allem Interesse an der Medizin, Sprache allgemein und den vielseitigen Störungsbildern der Logopädie.
Wir freuen uns auf einen individuellen und abwechslungsreichen Arbeitsalltag - sei es in der Praxis mit Kindern oder in der Klinik mit erwachsenen Patienten. Wir möchten all das, was wir bis jetzt gelernt haben und noch lernen werden in die Praxis umsetzen und es an Menschen herantragen, die Hilfe benötigen und mit denen wir gemeinsam einen Weg gehen und gemeinsam ein Ziel erreichen wollen. Wir sind bereit, uns Herausforderungen zu stellen und auch von und mit den Patienten zu lernen, gemeinsam zu wachsen und sich gemeinsam zu entwickeln.
Also, ist unser zukünftiger Beruf unsere Berufung...?
Auch wenn wir noch nicht am Ende unser Ausbildung oder unseres Studiums angekommen sind – die Erfahrungen, die wir bis jetzt in den Praktika gemacht und die vielen Störungsbilder, die wir kennengelernt haben, zeigen uns sehr oft aufs Neue, dass wir alle uns definitiv den richtigen Beruf ausgesucht haben und dass das Arbeiten als Logopädin später uns sicherlich dabei helfen wird, unsere Lebensaufgabe zu finden und damit unsere Berufung zu erfüllen!