Erste Einblicke in interdisziplinäre Berufsgruppen

Mit diesem Beitrag möchte ich meine Erfahrungen und Erkenntnisse zu meinem sechswöchigen Praktikum im Rahmen meiner schulischen Ausbildung zur Logopädin am Diakonie Kolleg Hildesheim teilen. Das Praktikum war aufgeteilt in zwei Wochen interdisziplinäre und vier Wochen disziplinäre Arbeit.


In der Ergotherapie durfte ich des Öfteren an Hausbesuchen teilnehmen. Ich beobachtete viele Therapien mit dem Störungsbild des Schlaganfalls. Ein interessantes Beispiel war eine ältere Patientin, die durch einen Schlaganfall auf der linken Seite eingeschränkt und antriebslos war, wie auch eine hypertone Muskulatur im Schulterbereich hatte. Daher wurde die Patientin mit dem Novafon, einem Schallwellengerät, behandelt. Neben den körperlichen Behandlungen wurden auch Spiele zur Konzentrationsverbesserung gespielt. Für Patienten die aufgrund einer Hirnblutung zur Ergotherapie kamen, erfolgte eine motorisch-funktionelle Therapie mit Handtraining. Sehr Interessant war für mich auch die Funktionsanalyse in der Ergotherapie, welche als Anamnese diente. 


Im Rahmen der Physiotherapie beobachtete ich unter anderen eine Therapie bei einer Patientin, die von einem Schlaganfall betroffenen war. Hier wurde ein Hand- und Beintraining an einem Geländer durchgeführt. Dies diente zur Koordination, zur Konzentration, zum Erhalt des Gleichgewichts sowie auch zur Verbesserung der Feinmotorik und zum Kraftaufbau des rechten Arms. Einige Patienten, die es aus körperlichen Gründen nicht schafften, in die Praxis zu kommen, bekamen Zuhause oft ein Bewegungstraining für Arme und Beine. Besonders beeindruckte mich der Hausbesuch  bei  einem Patienten mittleren Alters, der aufgrund einer Herzoperation mit Katheterversorgung an einer inkompletten Parese wie auch an motorischen Problemen litt. Hier erfolgten eine Massage und eine Mobilisation der Glieder.


Am nächsten Tag nahm ich einen Einblick in die Evangelische Familien-Bildungsstätte. In einem Kurs konnte ich die kindliche und die sprachliche Entwicklung der Kinder beobachten und deren Spielverhalten und Kommunikation analysieren. Die Kinder dieser Gruppe waren noch sehr jung und in verschiedenen Altersgruppen. Wodurch ich das Spielverhalten der Kinder und deren Entwicklung gut vergleichen konnte. Beim Beobachten der Kinder konnte ich viele Verknüpfungen zum Erlernten aus dem Fach Psychologie im Themen Bereich der Entwicklungsstufen nach Piaget erstellen. Ich konnte die Kinder in die verschiedenen Stufen einordnen und auch feststellen, dass die meisten Kinder das Spielverhalten im Symbolspiel wiedergaben.


In der Schwerpunktpraxis für Phoniatrie und Pädaudiologie habe ich einige neue Erkenntnisse zu verschiedenen Diagnostiken und Hörmessungen sammeln können. Ich konnte viele Kinder beobachten, bei denen ein Hörmessungstest bzw. eine Tonaudiometrie durchgeführt wurde. Auch wurden Hörtests und anschließend EEG´s zur Überprüfung der Wahrnehmung durchgeführt.
Des Weiteren bekam ich einen Einblick in eine Kehlkopfuntersuchung bei einer etwas älteren Patientin. Die Untersuchung wurde mit einem Mikrofon durchgeführt und diente zur Stimm- und Atembeurteilung. Die Patientin wurde ebenso in der stimmlichen Leistung überprüft, indem die medizinische Fachangestellte die Stimme mit Oktaven in hohen und tiefen Tönen prüfte. Ebenfalls wurde die Tonhaltedauer der Patienten gemessen. Ich lernte viele verschiedene Messgeräte kennen, wie zum einen die Audiometrie im freien Schallfeld, die Hörmessung mit Störschall, indem auch die zeitkomprimierte Sprache, die Hörmerkspanne und das Nachsprechen von Wörtern in verschiedensten Geschwindigkeiten getestet wurde. Da wir das Fach Pädaudiologie bereits begonnen haben, konnte ich auf die erlernten Dinge zurückgreifen.


Die nächsten zwei Tage war ich im Paritätischen Sprachheilkindergarten. Ich durfte viele unterschiedliche Kinder kennenlernen und meine bereits erlernten therapeutischen Fähigkeiten beweisen. Der sprachtherapeutische Kindergarten war aufgeteilt in 5 Gruppen mit jeweils 8 Kindern. Die Kinder haben am Tag an mehreren Arten von individueller Förderung teilgenommen, wie z.B. Konzentrationstraining, Logopädie, Psychomotorik und Ergotherapie,.
 

In den letzten Wochen meines Praktikum war ich in der logopädischen Praxis. Ich durfte viele Kinder sehen, die nach dem Konzept der Psycholinguistisch-orientierten Phonologie-Therapie nach Fox Boyer therapiert wurden. Häufig bekamen Kinder Artikulations-Therapien zu verschiedenen Lauten, sowie Dysgrammatismus-Therapien. Im weiteren Verlauf durfte ich auch selbst Behandlungen bei Kindern übernehmen. Da wir das Fach Kindersprache wie auch Dysgrammatismus und diverse andere Fächer hatten, fiel mir diese Umsetzung in den Therapien besonders leicht.
Die Therapien bei Patienten mit Neurologischen Defiziten, wie zum Beispiel einer Aphasie oder der Morbus Parkinson Erkrankung, konnte ich gut nachverfolgen, da hierfür die gelernte Theorie in den Fächern Neurologie und Aphasie besonders hilfreich war. Dank des Faches Stottern konnte ich mein Wissen und somit die gelernten Techniken in die Stotterbehandlung mit einbringen. Besonders gut gefiel mir auch der Besuch im Altenheim, wo die Therapeutin mit der Patientin im Alter von ca. 85 Jahren am Verschluss des Gaumensegels arbeitete. Hierfür führte  die Therapeutin Saug- und Pusteübungen mit einem Saugschlauch durch. Die Übungen im Fach Myofunktionelle Therapie erleichterten mir das Nachvollziehen der Übungen.


Durch das selbständige Praktizieren in den verschiedenen Bereichen, konnte ich mein theoretisches Wissen und meine Erfahrungen erweitern. Insgesamt erhielt ich viele Informationen über die Vielfalt der Messgeräte der Pädaudiologie und deren Nutzen. Der Einblick in die interdisziplinären Bereiche zeigte mir, wie spezielle Behandlungen durch Ärzte oder inter-/disziplinäre Therapeuten durchgeführt werden. Auch konnte ich für mich erkennen, welche Zusammenhänge die Logopädie mit den einzelnen Bereichen haben kann. Es ist sehr empfehlenswert, einen Einblick in die verschiedenen Arbeitsfelder zu nehmen, mit denen man als Logopädin später häufig zusammen arbeitet.

 

Esra, 2. Ausbildungsjahr

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