„Wir freuen uns sehr, dass wir mit Tobias Tepe und Lars Meinecke zwei junge und engagierte Pächter gefunden haben, die mit ihrem Market Garden und der Umstellung unserer Flächen auf eine ökologische Landbewirtschaftung einen tollen Beitrag zu einem nachhaltigeren Umgang mit unseren Ressourcen leisten“, betont Vorstand Jens Rannenberg.
„Das erste Jahr im Market Gardening war ein bisschen Learning by Doing, wir hatten ein paar anfängliche Schwierigkeiten und der fehlende Regen in diesem Sommer hat die Situation nicht gerade vereinfacht. Trotzdem können wir insgesamt zufrieden auf 2022 zurückschauen. Wir sind gespannt auf das kommende Jahr und auf viele neue Erfahrungen“, so Tepe.
Für 2023 ist unter anderem geplant, die Altenpflegeeinrichtungen der Diakonie Kästorf einmal pro Woche mit einem Bio-Gericht zu versorgen – die Zutaten dafür sollen dann direkt aus dem Market Garden, also quasi von nebenan, kommen. „Aktuell befinden wir uns noch im Zertifizierungsverfahren, nächstes Jahr im Mai erhalten wir dann das offizielle Bio-Siegel für unser Gemüse“, freut sich Marktgarten-Mitbegründer Lars Meinecke.
Doch das Gemüse aus dem Market Garden ist nicht nur lecker und gesund, der bio-intensive Gemüsebau hat auch einen positiven Effekt auf die Umwelt: Durch die Umstellung auf eine ökologisch-regenerative Bewirtschaftung der verpachteten Flächen wird eine Steigerung der Bodenfruchtbarkeit in Form von Humusaufbau erzielt. Humus speichert große Mengen an CO2 und wirkt damit der Klimaerwärmung entgegen. Auf die Gesamtpachtfläche gerechnet, kann bereits bei einem Humusaufbau von 0,1 Prozent pro Jahr eine Speicherung von 180 Tonnen CO2 auf den verpachteten Flächen der Diakonie Kästorf erreicht werden. Damit ist der Humusgehalt ein wertvolles Element auf dem Weg zu einem klimaneutralen Unternehmen – ein Ziel, das sich die Dachstiftung Diakonie gesetzt hat: „Mit dem Humusaufbau erreichen wir eine große CO2-Kompensation vor Ort. Das ist ein wichtiger Baustein in unserer Nachhaltigkeitsstrategie, um als Unternehmen bis 2035 CO2-neutral zu werden“, sagt Rannenberg.
In der Landwirtschaft spielt Humus eine zentrale Rolle: „Dieses Potenzial muss in Zukunft genutzt werden, um beispielsweise die Klimaziele des landwirtschaftlichen Sektors einhalten zu können“, erklärt Tepe.
Um die Humusentwicklung auf den Pachtflächen der Diakonie Kästorf durch die ökologisch-regenerative Flächenbewirtschaftung zu überwachen, soll ab dem kommenden Jahr ein langjähriges Projektbegleitforschungsprojekt initiiert werden. Das Monitoring wird durch den Fachbereich Nachhaltigkeit der Universität Kassel gesteuert und durchgeführt. „Aktuell sind wir dabei, Fördermittel zu beantragen und guter Dinge, dass es dann bald losgehen kann“, erzählt Rannenberg.
Hintergrundinfos zum Market Garden:
Hinter dem Market Gardening verbirgt sich eine Technik des bio-intensiven Gemüsebaus. Das Anbausystem ist geprägt vom Minimalismus: Keine schweren Maschinen und unnötigen Pestizide, keine Zwischenhändler. Stattdessen intelligente Anbaupläne, direkter Verkauf an die Verbraucher:innen, viel Kompost und Mulch. So entstehen ganz neue Möglichkeiten ökologisch-bewusster Bewirtschaftung. Mischkulturen, dichtere Bepflanzung und verbesserte Bodendeckungen sorgen dafür, dass auch wenig Platz optimal genutzt wird. Die saisonale Vermarktung gehört zum Konzept. Somit werden enorme Transportwege gespart und lokale Wirtschaftskreisläufe gefördert.
Im Market Garden in der Diakonie Kästorf bieten die beiden Landwirte Tobias Tepe und Lars Meinecke ihr Gemüse im Abo an, das einmal wöchentlich direkt vor Ort abgeholt werden kann. Die Gemüsekisten stehen dann fertig gepackt bereit, je nach Saison sind sie mit unterschiedlichem Gemüse befüllt und können nach Bedarf mit Bio-Eiern erweitert werden. Von Mai bis Anfang November konnten die Abonnent:innen ihre Kisten an zwei Stationen im Landkreis Gifhorn entgegennehmen. In 2023 sind noch weitere Abholtage in Kästorf geplant.