Ein Jahr BFS Seiteneinsteiger - ein Reisebericht
Ein einschneidendes Erlebnis in meinem Leben zwang mich dazu, mich neu zu finden.
So buchte ich im August 2016 die Reise an einen Ort (das Diakonie-Kolleg Wolfsburg), den ich das letzte Mal vor über 30 Jahren gesehen hatte (eine Schule). Ich war gespannt, wie es da nach so langer Zeit sein würde ?!
Da ich dort also einen längeren Aufenthalt geplant hatte, packte ich einige Koffer mit vielen unbeschreiblichen Gefühlen. Als ich dort ankam, wurde ich sehr freundlich empfangen und lernte auch gleich meine Reisegruppe kennen, die mich für ein Jahr begleiten sollte. Ganz unterschiedliche Menschen mit ganz unterschiedlichen Zielen, denen wir alle in diesem Jahr näher kommen wollten. Dann stellte sich unsere Reiseleitung, Frau Gärtner, vor. Ihrem fröhlichen und liebevollen Wesen habe ich es zu verdanken, dass ich mich wider Erwarten sehr schnell eingelebt habe und meine Entscheidung, diese Reise anzutreten, bis heute nicht bereut habe.
Sie wurde von einem netten Team unterstützt. Alle gaben sich große Mühe, uns den Aufenthalt so angenehm wie möglich zu machen. Nun ist schon ein halbes Jahr vergangen. Rasend schnell.
Etliche Ausflüge liegen hinter uns, einige noch vor uns. Sie werden zum größten Teil von Kindern in unterschiedlichen Entwicklungsphasen begleitet. Ihre Anwesenheit lässt nie Langeweile aufkommen und bringt uns oft zum Lachen. Jeder von uns hat jetzt sein ganz eigenes Bild vom Kind und seinen Bedürfnissen.
Wir wurden mit Menschen bekannt gemacht, die mich tief beeindruckt haben und mir Denkimpulse gegeben haben. Margaret Carr, die mit ihrer guten Beobachtungsgabe und ihrem wertschätzenden Blick die learning stories entwickelt hat, ist eine von ihnen. Sie schafft es, Eisberge zum Schmelzen zu bringen! Ich hoffe wir lernen noch mehr Menschen ihrer Art kennen.
Jeder Ausflug wird von uns dokumentiert, so dass wir ihn uns immer wieder in Erinnerung rufen können. Dadurch sind viele schöne Wandzeitungen entstanden.
Es ist trotz des vielfältigen Angebotes nicht immer gelungen, die Bedürfnisse der Reisegruppe zu befriedigen. Das bleibt aber bei so vielen unterschiedlichen Persönlichkeiten nicht aus. Nicht jeder hat verstanden, warum wir einen Kurz-Trip nach England gemacht haben. Ein Theaterbesuch wurde genauso kontrovers diskutiert wie der Ausflug in die Naturwissenschaften.
Da unsere pädagogische Grundhaltung aber von Wertschätzung, Verstehen und Echtheit geprägt ist, gab es bislang keine unlösbaren Konflikte. Es überwiegt ein gutes Gruppenklima. Es haben sich mittlerweile Freundschaften gebildet und keiner von uns möchte darüber nachdenken, dass wir uns in vier Monaten voneinander verabschieden müssen.
Trotzdem meine Reise zwischenzeitlich auch sehr anstrengend war und ich manchmal nicht wusste, wie ich mich für einen Ausflug am darauffolgenden Tag motivieren sollte, habe ich mich entschlossen, meinen Aufenthalt um weitere drei Jahre zu verlängern. Ich würde mir wünschen, dass der ein oder andere sich mir anschließt. Ich bin mir aber jetzt schon sicher, dass ich nicht mehr so viele Koffer mit unbeschreiblichen Gefühlen brauche. Ich habe mich ganz neu kennengelernt und mein Selbstwertgefühl wiedergefunden.
Ich bin neugierig, wohin mich diese Reise noch führen wird.