Zwischen zungenbrecher-gleichen Fachwörtern und dem Therapeuten-Ich

Mit einer Mischung aus Neugier und Nervosität betraten wir am 4. Oktober 2016 zum ersten Mal unseren Klassenraum – den Klassenraum der LOGO 16. Viele Fragen schwirrten uns durch die Köpfe:

„Wie sind die KlassenkameradInnen so? Wie groß wird die Klasse wohl sein? Sind die LehrerInnen auch alle nett? Wird der Stoff schwierig sein?“

Nach und nach füllte sich der Raum und wir beäugten uns gegenseitig neugierig und zum Teil noch etwas schüchtern. Der erste Stein fiel von unseren Herzen als wir merkten, dass wir uns zum Teil schon von den Bewerbertagen kannten und alle nett und umgänglich wirkten. Nach einer Begrüßung durch Frau Rittich, die uns auch den Ablauf des Tages schilderte, durften wir uns dann mit Frau Berg gegenseitig kennenlernen und „beschnuppern“. Mit verschiedenen Spielen konnten wir einiges über unsere MitschülerInnen erfahren. Wer wohnt wo, wer ist wie alt und welches Adjektiv beginnend mit dem Anfangsbuchstaben von Vor- oder Nachnamen beschreibt uns am besten? Nachdem wir uns nun mit „LOGO 16“ vertraut gemacht hatten, galt es natürlich auch, unsere Mitschülerinnen und den einzigen männlichen Mitschüler aus LOGO 14 und 15 kennenzulernen. Für uns war mittlerweile ein wundervoller Brunch auf dem Flur hergerichtet worden, bei dem wir uns munter kauend mit Mitschülern und Lehrkräften austauschen konnten. Nach dem letzten Schluck Saft oder Kaffee gab es dann erneute Kennenlernspiele, die uns u. a. interessante Informationen darüber gaben, wer denn z.B. schon alles nackt gebadet oder einen Heiratsantrag bekommen hatte. Unser erster Tag wurde dann noch mit einigen organisatorischen Punkten bezüglich der kommenden 3-jährigen Ausbildung abgerundet. Nun war unser erster Schultag als LOGO 16 also beendet und wir sahen voller Eifer und Spannung der kommenden Zeit entgegen.

Gleich in der ersten Woche lernten wir bereits sieben unterschiedliche Fächer und die dazugehörigen Lehrkräfte kennen. Darunter z.B. Rhinophonie und Myofunktionelle Störungen (was um Himmels Willen sollte das sein?!). Die ersten Stunden mit einem neuen Lehrer wurden jeweils von der obligatorischen Kennenlernrunden bestimmt – aber doppelt hält ja bekanntlich besser und so kannten wir zumindest schnell unsere Namen und die wichtigsten Eckdaten unserer bisherigen Lebenswege auswendig. Einige aus unserer Klasse hatten bereits Praktika im Bereich der Logopädie absolviert, andere betraten komplettes Neuland und lernten nun zum ersten Mal hautnah die Vielfältigkeit unseres zukünftigen Berufes kennen. Es war von Anfang an spannend zu sehen, wie viel mehr in der Logopädie steckt als „da geht man hin wenn man lispelt oder stottert“. Damit einhergehend mussten wir aber auch feststellen, dass wir ziemlich flott eine Menge an Lernstoff aufsaugen mussten. Vor allem in Anatomie brach ganz schön viel Neues mit teilweise unaussprechlichen Namen über uns herein, auch wenn uns unser lieber (ehemals) einarmiger August (unser Klassenskelett) hilfreich und anschaulich zur Seite stand.

Aber gerade diese Vielfalt und damit die Möglichkeit, Menschen unterschiedlichen Alters mit den verschiedensten Problemen helfen zu können, ist das, was uns an unserem zukünftigen Beruf so gut gefällt.

Nach und nach groovten wir uns ein und kamen endgültig in unserem neuen Lebensabschnitt an. Unsere Klassengemeinschaft war von Anfang an stark – bereits in der zweiten Schulwoche gingen wir zusammen Waffeln essen und planten zukünftige außerschulische Aktivitäten – und wir finden immer einen Grund zum Lachen, auch wenn die Tage manchmal anstrengend sind und die Lehrer nicht immer so schnell mit ihrem Stoff vorankommen, wie sie es vielleicht geplant haben, denn wir leben unseren Beruf schon jetzt: wir kommunizieren enorm gerne und stellen unglaublich viele Fragen.

Was uns als Klasse ausmacht, kann jeder an der Tür zu unserem Klassenraum, auf einem sehr künstlerisch gestalteten Plakat, nachlesen. Dort vermerken wir auch die witzigsten geistigen Ergüsse der Lehrkräfte und Mitschüler. Da machen dann schnell die dummen Muskelzellen einen Bauchmuskelsalat.

Im November kamen dann die Lotsinnen der HAWK Pia Kopmann und Lea Zenke zu uns, um uns die Studienmöglichkeiten in Kooperation mit und an der HAWK vorzustellen. Warum noch zusätzlich studieren? Schafft man das mit dem Studium denn neben der Schule? – waren wohl die Fragen, die uns allen durch den Kopf gegangen sind. Die Lotsinnen konnten uns aus eigener Erfahrung die Angst nehmen und uns Mut machen. Fast alle von uns haben sich dazu entschieden, das Studium aufzunehmen, um den Beruf von einer noch wissenschaftlicheren Seite kennenzulernen. Sollte es doch einmal zu schwierig werden, werden wir uns alle gegenseitig unterstützen.

Auch wenn erst ein paar Monate vergangen sind, können wir schon jetzt sagen, dass unsere Entscheidung für die Ausbildung zur Logopädin ein Volltreffer war.

Die Ausbildung macht wahnsinnig viel Spaß, ist interessant und abwechslungsreich, wenn auch manchmal recht komplex und anstrengend. Aber dafür ergründen wir ja uns und unsere Kompetenzen im Fach Selbsterfahrung und üben uns während Körperarbeit in Achtsamkeit uns selbst gegenüber, denn auch das gehört zu einem therapeutischen Beruf dazu, genau wie das fachliche Wissen: das Entdecken der eigenen Ressourcen, das Lernen über sich selbst.


Elisabeth & Anja

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