Den Schulabschluss hast Du endlich in der Tasche. Aufatmen! Aber was kommt jetzt? Studium oder Ausbildung ? Oder vielleicht doch lieber verreisen? Definitiv nochmal etwas erleben und von der Welt sehen, bevor ich in einem Job festsitze. Das steht fest!
Logopädie ist toll, aber der Weg ins Ausland ist damit wohl versperrt ....... Falsch!
In diesem Artikel möchte ich von meinen Erfahrung über soziales Arbeiten im Ausland erzählen. Auch möchte ich Anregungen geben, wie man als Logopädin bzw. Logopäde in einem fremden Land arbeiten kann.
Vor meiner Ausbildung als Logopädin habe ich ein Jahr im sozialen Bereich gejobbt. Ein halbes Jahr davon war ich hier in Deutschland und habe in einer Tagesförderstätte für Menschen mit körperlichen und mentalen Retardierungen gearbeitet. Ich habe diese Zeit wirklich sehr genossen, aber trotzdem hat mir irgendetwas gefehlt. Die Tageförderstätte lag in der Stadt in der Nähe meines Elternhauses. Die Gegend war also nichts Neues für mich. Urlaubstage waren eher knapp bemessen und Reisen bedeutet unter Umständen ziemlich viel Geld auszugeben. Außerdem fand ich die Idee eines Pauschalurlaubs auch nicht besonders anziehend. Es musste also eine andere Lösung her.
Ich habe mich beim Internationalen Bund (IB), der auch das Freiwillige Soziale Jahr anbietet, nach Möglichkeiten informiert, einen Auslandsaufenthalt mit einer sinnvollen Tätigkeit zu verbinden. Der IB selbst bietet an, dass Freiwillige Soziale Jahr im Ausland zu machen. Tolle Sache! (Weitere Informationen finden sich dazu auch über das Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (www.bmfsfj.de )
Dafür war ich aber leider zu spät dran. Da die Plätze begrenzt sind, gibt es je nach Einsatzort unterschiedliche Bewerbungsfristen, die eingehalten werden müssen. Die Mitarbeiterin des IBs empfahl mir, mich nach der Organisation zu Camphill zu erkundigen. Ihre Tochter arbeitete zu dieser Zeit in einem Camphill in Irland.
Ein Camphill ist eine anthroposophische Einrichtungsart für Menschen mit körperlichen und mentalen Retardierungen. Die Lebensweise folgt der Ideologie von Rudolf Steiner und unterliegt dem Selbstversorgungsgedanken (www.camphill.net). Jeder oder jedem, der gerne eine längere Zeit im Ausland leben und arbeiten möchte, der den Kontakt mit retardierten Menschen nicht scheut und der neue Seiten an sich entdecken will, dem empfehle ich sich so schnell wie möglich nach einem Platz als Co-Worker umzusehen. In der Community in der ich gearbeitet habe, ist einmal in der Woche eine Logopädin gekommen um mit den Residents (Bewohner mit mentaler Retardierung) zu arbeiten. Ich hatte die Möglichkeit einige Male dabei zu sein.
Du solltest allerdings wissen, dass die Arbeit in einem Camphill eine sehr anspruchs- und verantwortungsvolle Aufgabe ist. Man arbeitet sehr intensiv und nahe mit den betroffenen Menschen. Dabei ist deine Privatsphäre, so wie du sie von zu Hause kennst, nicht mehr vorhanden. Das Motto ist „Life Sharing“ und das wird rund um die Uhr praktiziert, denn man lebt und arbeitet zusammen. Trotz dieser Einschränkungen bereue ich keinen einzigen Moment meiner Zeit in Irland. Hier kannst Du einen Bericht über den Alltag im Camphill lesen: www.a-tempo.de
Camphill-Einrichtungen gibt es rund um die Welt! Ich habe mich auf der Internetseite der Camphill-Organisation in Irland informiert und habe Bewerbungen an drei verschiedene Einrichtungen geschickt. Auf der Internetseite findet sich dazu ein vorgefertigtes Online-Formular. Wer sich die Arbeit mit beeinträchtigten Menschen nicht zutraut, der kann sich auch als Au-pair im Ausland bewerben. Und wenn du sowieso gerne mit Kindern arbeitest, ist das die Gelegenheit, die Beobachtung der kindlichen (Sprach-)Entwicklung mit dem Nervenkitzel eines unbekannten Abenteuers zu verknüpfen.
Such dir ein Land aus, am besten eins dessen Landessprache du sprichst. Schreib LogopädInnen, Atem-, Sprech-und StimmlehrerInnen, Sprachheilpädagogen oder andere sprachtherapeutische Heilberufler an, frag nach einem Praktikumsplatz, pack deine Koffer und los geht’s! Na gut, so einfach ist es dann leider doch nicht. Gib dir und den kontaktierten Personen etwas Zeit. Das heißt im Klartext: Fang mindestens drei Monate vor deiner Reise mit der Planung an. Grenze die Region ein, die du bereisen willst. Einmal quer durchs Land und wieder zurück, das ist aufwendig zu planen, kostest Zeit und womöglich viel Geld. Du bist ja schließlich auch unterwegs um etwas über deinen zukünftigen Beruf zu lernen. Es gibt verschiedene Internetseiten, die auf Aushilfsjobs und Praktika ausgelegt sind:
www.ib-freiwilligendienste.de
https://www.dbl-ev.de/bildung-und-wissenschaftsfoerderung/ausbildung-und-studium/studieren-im-ausland.html
www.projects-abroad.de
www.workaway.info
www.oiccambodia.org